Nach dem Krieg

Kurz nach dem Krieg
 
Das Haus steht immer noch in dem wir gleich nach dem Krieg gewohnt hatten. Unten Garagen und darüber, im 1. Stock,  unsere Wohnung, welche durch eine  Holztreppe zu erreichen war. Besonders, wenn sie frisch gebohnert war, hatte es diese Treppe in sich und ich weiß nicht, wie oft meine Schwester Hannelore und ich auf ihr ausrutschten und sämtliche Stufen bis ins Erdgeschoss runterfielen. Es ging glücklicher Weise immer nur mit blauen Flecken ab. Oben, in unserer Wohnung, gab es eine große Wohnküche mit einem Kohleherd, auf dem auch gekocht wurde. Es war so ein Gerät der damaligen Zeit, mit  Wasserschiffchen für heißes Wasser und einem eingebauten Bratrohr.
 
Ich erinnere mich noch an das Schlafzimmer, in das es vom defekten  Flachdach  hineinregnete, so dass meine Eltern bei Regen ein Waschschaff aufstellten, um das Wasser nicht im Bett zu haben. Gar nicht mochte ich den Keller unseres Hauses. Ich hatte fürchterlich Angst wenn ich dort hinunter musste, um etwas heraufzuholen. Meine Schwester hatte die gleiche Angst und so gingen wir oft zusammen hinunter, damit wir uns nicht gar so sehr fürchten mussten.

Sonst war es schön dort zu wohnen. Hinten, am Ende unseres Hofes, war eine Schreinerei. Außerdem gab es eine Baufirma, der das Haus, in dem wir wohnten, gehörte. Sie hatte Baumaterialien im Hof gelagert, auf denen es sich trefflich rumklettern ließ. In Richtung Straße war eine Ruine, ein im Krieg zerstörtes Haus. Es war uns streng verboten diese zu betreten und wir hielten uns daran. Es war eine andere Zeit als heute, wir mussten unseren Eltern aufs Wort folgen. Als Überlebende des zweiten Weltkrieges hing davon oft genug unser Überleben ab, in dieser schweren Nachkriegszeit. In unserer Nachbarschaft gab es viele Kinder und man konnte wunderbar miteinander spielen. Der Hof vor den Garagen war ein begehrter Spielplatz: Fürchtet ihr den schwarzen Mann, Verstecken, Völkerball, Faustball und an viele anderen Spielen hatten wir unsere Freude. An den Abenden immer was los. Wir Kinder spielten, angefeuert von unseren Eltern. Eine gute Zeit, die es heute so kaum mehr gibt. Heute sitzen die Kinder vor der Glotze oder dem PC und geistern durchs Internet.

Man hielt zusammen, damals. Ich erinnere mich noch daran, dass wir gemeinsam Holzkisten zerlegten, um Brennholz zu haben. Gemeinsam fuhren wir mit den Fahrräder in die Wälder (ich auf dem Kindersitz bei meiner Mutter und Hannelore beim Vater). Dort kannten meine Eltern Beerenschläge und wir pflückten gemeinsam. Wieder zu Hause kochte die Mutter daraus leckere Marmelade.

Ich weiß nicht ob die Zeit damals besser war, als die heute. Aber es war eine andere Zeit. Wir hatten zu kämpfen um durchzukommen. Meine Erinnerung schenkt mir das Gefühl, dass damals das Zusammenleben untereinander stimmte, und nicht wie heute von maßlosem Egoismus und sozialer Kälte bestimmt war. Man hatte in aller Not das Gefühl, dass es bergauf geht, obwohl die Trümmer des verlorenen Krieges noch überall zu sehen waren. Es ging langsam aber sicher wieder aufwärts nach dem Kriegselend. Heute haben wir ganz andere Gefühle. Wir leben in einer globalisierten Welt. Eine Welt ohne Grenzen, die oft wirklich grenzenlos ist. Der Einzelne hat an Bedeutung verloren – der Stärkere setzt sich oft rücksichtslos durch.

Nürnberg, März 2014

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